KÖNIGINHOFER HANDSCHRIFT.
1829
Strana 165 a 167:
Das Sträusschen
Wehet ein Lüftchen
Aus fürstlichen Wäldern;
Eilet ein Mägdlein,
Eilet zum Bach.
Schöpft in beschlag'ne
Eimer das Wasser;
Bringet zur Maid das
Wasser ein Sträusslein.
Ein duftiges Sträusschen
Von Veilchen und Rosen.
Strebet die Maid zu
Fahen das Sträusslein.
Wehe, da fällt sie
In's kühlige Wasser!
Wenn ich, du schmuckes
Blümchen, es wüsste,
Wer dich gepflanzt in
Lockeren Boden;
Gäbe ihm traun ein
Goldenes Ringlein.
Wenn ich, du holdes
Sträusschen, es wüsste,
Wer dich mit zartem
Baste gebunden;
Gäbe ihm traun die
Nadel vom Haare.
Wenn ich, du holdes
Sträusschen, es wüsste,
Wer in den kühlen
Bach dich geworfen;
Gäbe ihm traun mein
Kränzchen vom Haupte.
KÖNIGINHOFER HANDSCHRIFT.
Sammlung altböhmischer lyrisch-epischer Gesänge, nebst andern altböhmischen
Gedichten. Aufgefunden und herausgegeben von Venceslav Hanka. Verteutscht und
mit einer historisch-kritischen Einleitung versehen von Venceslav Aloys Svoboda.
Prag 1829. J. G. Calve'sche Buchhandlung.
© Jaroslav Gagan
© Èeská spoleènost rukopisná