ULRICH UND BOLESLAW

- - - begab sich in den schwarzcn Wald,
Wo zusammen die Wladyken kamen,
Sieben Grafen mit beherzten Schaaren.
Wyhon Dub eilt hastig hin mit ihm
Nächt'gen Dunkels mit all seinen Mannen.
Hundert Mannen stark wohl ist sein Haufe,
All die Hundert scharfe Schwerter in der Scheide,
Zu den Schwertern alle starke Arme,
All zu Wyhon festes, inniges Vertrauen.
Und sie kamen in des Waldes Mitte,
Reichten sich ringsum die talaf're Rechte,
Redeten zusammen leisen Lautes.
Ueber Mitternacht schon war die Nacht gerüeket,
Nahte schon des Morgens dämmernd Grauen;
Und da spricht zu Herzog Ulrich Wyhon:
Hoi! vernimm mich, hochberühmter, Herzog
Gott gab Heldenkraft in deine Glieder,
Gott gab Klugheit deinem Heldenhaupte,
Führe du uns gen die bösen Polen !
Rechts und links nach deinem Worte gehen,
«Vorwärts, rückwärts wir in alle Schlachten.
Auf, ermannt euch heldenkräft'ge Herzen!»
Schwingt der Fürst in starker Hand die Fahne,
Mir nach ! mir nach mannhaft auf die Polen,
Auf die Polen, auf die Landverderber! --
Und ihm nach nun stürmten acht Wladyken,
Und mit ihnen vierthalb hundert Kämpen,
Tapf're Kämpen, dorthin, wo im Schlafe
Hingestreckt der Polen Haufen lagen.
Oben hielten sie am Waldes-Rande:
Sieh! da liegt Prag still im Morgenschlummer!
Morgennebel dampfen ob der Moldau,
Hinter Prag wie blauen sich die Berge,
Hinter ihnen graut der helle Morgen!
Nieder von dem Berg ! Still, alles stille,
Schlau im stillen Prag sie sich verbergen,
Hüllen ihre Waffen in die Mäntel.
Ging ein Hirt, als früh der Morgen dämmert
Ruft hinauf, dass man die Thore öffne.
Hürt die Wacht des Hirten lautes Rufen,
Oeffnet ihm das Thor zum Moldaustrome.
Auf die Brücke tritt der Hirt, laut bläst er.
Auf die Brücke springt der Fürst, ihm nach acht Grafen,
Jeder eilt mit allen seinen Manuen. --
Und die Trommcln Donnerschlägc hallen,
Schmetternd hallen drcin der Hörner Klänge.
Auf die Brücke pflanzt das Heer die Fahnen.
Und sie bebet unter dem Gedrünge.
Schreck ergreifet alle Polenkrieger.
Hui! wie sie nach ihren Waffen greifen!
Hui! die Grafen führen mächt'ge Hiebe.
Hierhin, dorthin stürzen nun die Polen,
Im Gedränge über Gräben setzend
Rennen sie forthin bis zu den Thoren,
Rennen weiter vor den tapfern Hieben.
Ha, und Gott hat uns den Sieg verlichen!
Eine Sonne leuchtet an dem Himmcl,
Jarmir leuchtet wieder ob dem Lande. -
Durch ganz Prag erschallet frendig Rufen,
Rings um Prag erschallen Freudenrufe,
Freudenruf erschallt im ganzen Lande,
Von dem frohen Prag durch alle Lande.

BENESCH HERMANOW.

Ei du Sonne, holde Sonne,
Warum scheinest du so trauring?
Ach warum auf uns noch scheinst du,
Auf uns Haribedrängtc, nieder?
Wo doch weilet unser Herzog?
Wo sind unsre Kriegerhaufen?
Weit zu Otto musst' er fahren.
Wer aus dieser Dränber Klanen
Reisst dich Waise, Vaterland!
Sieh die fremden Dränger komanen,
Teutsche sind es, böse Sachsen
Ziehn heran in langem Zuge,
Von dcm Waldgebirge nieder
Kommen sie in unsern Gau.
Gebet, o ihr Armen, gebet
Ihnen euer Gold und Silber,
Gebt heraus all eure Habe.
Sonst die Hütten, die Gehöfe,
Werden sie euch noch verbrennem.
Ach! sie brannten alles nieder,
Raubien unser Gold und Silber,
Trieben uns're Heerden fort,
Ziehen nun auf Trosky los,
Klage, klage nicht, du Landmann,
Schon erhebt das Gras sich wieder ,
Das so lange frech getreten
Hat der Huf der Fremdlinge.
Pflücket Blumen von deu Wiesen,
Windet Kränze eu'rem Retter!
Schon ergrünt die Saat;
Wandeln soll sich's schnell.
Schnell hat alles sich gewandelt.
Siche, Benesch, Hermans Sohn,
Ruft das Volk zum Rath zusammen.
Gen die Sachsen ruft er sie.
Und das Landvolk strömt zusammen,
Durt im Walde wo auf Felsen
Hoch die Veste Grossskal ragt,
Flegel statt der WafÍen tragend
Ziehn sie auf die Feinde los.
Benesch, Benesch sprengt voran
Und ihm nach die Menge
Grimmerfüllt. Sie rufen: Rache!
Rache ob den Landverwüstern!
Rache ob dem Sachsenvolk!
Rach' erfüllet beide Heere,
Stachelt sie zu grausem Grimm,
Rache glühet in der Mäuner
Zornerf'üllter Brust,
Sprüht aus ihrem Aug' hervor.
So einander gegenüber
Steh'n sie furchtbar dräuend da,
Keulen über Keulen ragend,
Speere über Speere starr.
Und sie stürzen auf cinander,
Als oh Wald auf Wald sich stürzte.
Wie des Donners Blitz am Himmel,
Also ihrer Schwerter Blitze.
Schreckliches Geschrei erschallet,
Scheucht das Wild im Walde auf,
Scheucht die Vögel in der Luft,
Bis zum dritten Bergesrücken
Wiederhallen durch die Thale
Prallend von den Felsenwänden
Kolhenschläge, Schwertgeklirre,
Wie der Fall von alten Stämmen.
Also standen beide Heere
Unheweblich gen einander.
Tief die Fersen in dem Boden,
Eingerammt die starken Schienen.
Einen Berg besteiget Benesch,
Schwenkt das Schwert zur Rechten hin,
Dahin stürzt des Heeres Macht.
Schwenkt das Schwert zur Linken hin,
Linkshin stürmt die Macht des Heeres
Und von da zum Felsenbruche,
Steine wälzen sie vom Bruche
Auf den Feind herab.
Von dem Berg zur Eb'ne nieder
Stürnit die Schlacht, die Teutschen heulen,
Ha! die Teutschen müssen fliehen ,
Fallen müssen sie.
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JAROSLAW

Ich verkünd' euch hochberühmte Sage,
Von gewalt'gen Kämpfen, wilden Schlachten.
Habet Acht, und sammelt eu'r Gemüthe,
Habet Acht, und horcht den Wunderdingen!
In dem Land, wo Olmütz her gebiethet,
Hebt sich ein nicht allzuhoher Hügel,
Gar nicht hoch, wird Hostainow benamset.
Drauf ein Wunderhild der Gottesmutter.
Lang' im Frieden ruhten uns're Lande,
Reichthums Fülle blühte bei dem Volke;
Doch eiò Sturm hat sich vom Ost erhohen
Um des Taterchanes holde Tochter.
Christen hatten sie um Edelsteine,
Um ihr Gold und Perlenschmuck erschlagen.
Kublai's holde Tochter, schön wie Luna,
Hörte, dass es Lande gibt gen Abend,
Und viel Volk, dass lebt in diesen Landen.
Und sie rüstet sich alsbald zur Reise,
Fremdcr Völker Bräuche zu erforschen.
Auf die Beine machen sich zehn Junker,
Und zween Jungfrau'n schnell, sie zu neleiten.
Was nur Noth, wird reichlich angehäufet,
Und sie schwingen sich auf schnelle Rosse,
Geh'n dahin, wohin die Sonn' enteilet.
Wie die Sonn' am frühen Morgen gläuzet,
Wenn sie über dunkeln Forsten aufgeht,
So auch glänzt in angeborner Schönheit
Und in Schmuckespracht des Chanes Tochter.
Angethan war sie mit reichem Goldstoff,
Hals und Busen trug sie blos; mit Perlen
Und mit Steinen war sie reich bekränzet.
Solcher Schönlieit staunten wohl die Teutscheu,
Neiden sie um ihre reichen Schätze,
Spüren nach der Fährte ihres Zuges,
Uiberfallen sie in Waldes Mitten,
Morden sie und rauben ihre Habe.
Als nun Kublai hörte, Chan der Tatern,
Was gescheh'n mit seiner theuern Tochter ,
Sammelt er aus seinen weiten Reichen
Heere, zog mit diesen Heeren,
Wo die Sonn' sich eilend hinbegiebet.
Dies vernahmen Könige des Westlands,
Dass der Taterchan herangezogen
Komme gen ihre wolkreichen Staaten.
Und sic stiessen Einer zu dem Andern,
Sammelten gewalt'ge Heeresstärke ,
Ziehen ihm zu Schlacht und Kampf entgegen,
Labern sich auf einer weiten Ebne,
Lagern sich und harren dort des Chanes.
Kublai rufet seine Zaub'rer alle,
Sternenkund'ge, Seher und Schwarzkünstler,
Zu erforschen, ihm dann zu verküneden,
Welch ein End der Krieg wohl würde nehmen.
Und die Zaub'rer, Sternenkund'ge, Seher
Und Schwarzkünstler traten nun zusammen.
Schritten einen Kreis ab zu zwei Seiten,
Einen schwarzen Stab der Läng' nach legend,
Spellten ihn dann in zwei gleiche Theile;
Einem gaben sie den Namen Kublai,
Und den andern nannten sie die Fürsten.
Singen d'rüber dann malte Sprüche.
D'rauf die Stäbc heben an zu kämpfen,
Und der Stab des Kublai hat gesieget,
Jauchzt darob die Mcnge alles Volkcs,
Jeder eilet schncll zu seinem Rossc,
Und es ord'nen sich zur Schlacht dic Haufen.
Keine Kunde hatten dess die Christen,
Stürzten rathlos sich auf Hcidenschaaren,
Stolz auf ihre Hcereskraft vertrauend.
Da hat sich die crste Schlacht begeben,
Pfeile hat es hagcldicht geregnet,
Speere krachten, wie des Donners Krachen,
Schwerter blitzten, wie Gewitterflammen.
Beide Heere immer frischen Muthes
Eins dcm anderen wehrt den Schritt nach vorwärts.
Und der Christen Menge drängt die Tatern,
Hätte sich wohl ihrer bald erwehret,
Wenn die Zaub'rer nicht von neuem kamen,
In den Händen die zerspellten Stäbe.
Drauf entbrannten heftiglich die Tatern,
Fielen wüthend auf die Christenschaaren,
Jagten grimmig sie vor sich her, dass sie
Scheuem Wild gleich aus einander sprengten.
Schilde liegen hier, da schmucke Helme,
Hier ein Ross schleift einen Kriegesfürsten,
Dort stürzt einer in die Taraterhaufen
Nicht zum Sieg, nur zu gewissem Tode;
Hier ein and'rer fleht um Gott Erbarmen.
Also wurden hie die Tatern mächtig,
Legten Zoll den Christen auf und Steuern,
Und zwei Reiche haben sie erobert:
Kiews alte Burg, das weite Nowgrad.
Durch die Lande hallt dic Trauerbothschaft,
Alle Staaten sammeln Volk zum Kriege.
Stellen vier gewalt'ge Heereshaufen
Zu crneu'n den Mordkampf mit den Tatern.
Drauf die Tatern schwenkten sich zum Rechten,
Schwarzen Wetterwolken gleich, die drohen
Fetter Aecker Frucht in Grund zu schmettern;
Weithin hörte man die Schwärme brausen,
Zu Geschwadern rotten sich die Ungern
Schnell zusammen, schlagen sich mit ihnen,
Doch umsonst war ihre kühne Wagniss,
All umsonst ihr mannhaft Wiederstreben.
Dicht gedrängt in Mitten ihrer Reihen
Brachen ein die Tatern, und zersprengten
Alle ihre starken Heereshaufen,
Und verwüsteten im Lande Alles.
Jetzt entwich den Christen alle Hoffnung,
Grosser Jammer herrschte, wie noch niemals,
Und zu Gott tlehn sie in bangem Muthe,
Zu erlösen sie vom Grimm der Tatern.
«Steh, o Herr, steh anf in deinem Zorne!
Wollst erlösen uns von den Verderbern,
Uns erlösen von den argen Drängern!
Unsre Seelen wollen sie verderben
Uns umringend, wie ein Heer von Wölfen!
Eine Schlacht, noch eine ward verloren,
Und in Polen hausen schon die Tatern,
Näher, näher ziehn sie allverwüstend
Dringen wüthend schon heran gen Olmütz.
Härt're Noth bedränget nun die Lande,
Nichts bleibt sicher vor der Heiden Wüthen.
Einen Tag, zwei Tage ward gestritten,
Und der Sieg neigt sich auf keine Seite.
Weh! da wächst und wächst der Tatern Unzahl
Wie im Herbst das Abenddunkel wachset.
Und in Mitten dieser Taterhaufen,
Die das Land gleich Fluthen überschwemmen,
Schwankt das Christenheer gleich einem Nachen,
Strebt mit Macht hinan zu jenem Hügel,
Wo die Gottesmutter Wunder schaffet.
Auf! ihr Brüder dort hinauf! ruft Wneslaw,
Mit dem Schwert die Silbertartsche schlagend,
Hoeh die Fahne ob dem Haupte schwingend. -
All', ermannet, stürzen auf die Tatern,
Dicht gedrüngt, ein starker Heeresklumpen.
Wie wenn Feucr aus dem Boden sprühet,
Rafften sie sich aus der Tatern Obmacht,
Auf den heil'gen Hügel hin im Rückschritt.
Oben, nach dcm waldbegränzten Gipfel,
Stellen sich in breit're Reih'n die Krieger
Sich am Fuss' zu dichtem Keile drängcnd.
Schirmen rechts und links sich mit den Schildern,
Legen scharfe Speere auf die Schultern,
Hintermann dem Vormann, dem der dritte.
Pfeilgewölk vom Bcrne auf die Tatern.
Jetzt deckt dunkle Nacht die ganze Erde.
Hüllt die Erd' und das Gewölb des Himmels,
Und sie schliesst den Christen und den Tatern
Gcn einnander wuthentbrannte Augen.
Wall aud Graben werfen auf die Christen
Um den Berg herum im nächtgen Dunkel.
Als der Morgen drauf in Osten grauet,
Hebt das ganze Lager sich der Dränger,
Furchtbar dräut rings um den Berg das Lager.
Dehnt sich aus in Fernen, unabsehbar,
Und da wimmelts auf den hurt'gen Rossen,
Auf den Speeren ragen Christenhäupter,
Auf der Höhe um das Zelt des Chanes.
Dicht in llaufen schaaret sich die Menge,
Alle drängen sich auf eine Seite,
Dringen stürmend rasch empor zur Höhe,
Ein gar grässliches Geschrei anstimmend,
Dass es Berg' und Thalc wiederhallen.
Auf den Wällen standen rings die Christen,
Muth flösat ihnen ein die Mutter Gottes,
Spannen hurtig ihre straffen Bogen,
Schwingen mächtig ihre seharfen Schwerter,
Und die Tatern, ha! sie mussten weichen.
Dro'b ergrimmt das wilde Volk der Tatern,
Finster rullt der Chan vor Wuth clie Brauen.
In drei Haufen thcilcn sich die Truppen,
In drei Haufen stürmen sie den Hügel.
Zwanzig Strimme fällten um die Christan,
Alle zwanzig, wie sie dort gestanden,
Wälzten sie bis an den Rand des Walles.
Und die Tatern stürmen schon die Wälle,
Furchtbar brüllend, dass die Luft erdröhnet;
Fangen schon den Wall an zu zerseheitern,
Da vom Walle wälzen sie die Stämme,
Die zerquetschen gleich Gewürm die Tatern
Weit im flachen Feld sie noch zermalmend.
Lange ward mit wilder Wuth gestritten,
Bis die Nacht den langen Kampf geendet.
Aber schrecklich! Gott! den tapfern Wneslaw,
Weh! ein Pfeil wirft ihn vom Wall herunter.
Grimmer Schmerz zerreisst die bangen Herzen,
Grimmer Durst versengt ihr Eingeweide.
Und sie lecken Thau mit dürrem Gaumen
Von dem Gras. - Es kommt der stille Abend,
Und die kühle Nacht folgt auf den Abend,
Auf die Nacht dann dämmert auf der Morgen,
Doch im Taternlager bleibt es stille.
Es erglüht der Tag, es sengt der Mittag,
Da vor Durst verschmachtend sinken nieder,
Sinken nieder die bedrängten Christen;
Lechzend öffnen sie die dürren Lippen,
Heiser singend zu dcr Gottes-Mutter,
Auf zu ihr die matten Augen hebend,
Ringen klagend ihre müden Arme,
Blicken kummervoll empor zum Himmel:
Länger können wir im Durst nicht schmachten,
Nicht vermögen wir vor Durst zu kämpfen,
Wem sein Wohl, sein Leben lieb und theuer,
Der mag bei den Tatern Gnade suchen.
Also sprachen diese, sprachen jene.
Tod im Durst ist schlimmer als im Schwerte,
In der Knechtschaft wird uns g'nub des Wassers,
Mir nach, wer so denkt! -- so rufet Weston,
Mir nach Mäuner, die vor Durst ihr schmachtet!
Wratislaw springt auf, mit Stieresstärke
Und erfasst rnit starken Armen Weston,
Spricht: Verräther, ew'geSchmach der Christen!
In's Verderben willst du Wack're stürzcn?
Nur von Gott hofft Gnade man mit Ehren,
Nicht in Knechtschaft von den wilden Tatern.
Wollt nicht, Brüder, in's Verderben rennen,
Schon die grösste Schwüll' ist überstanden;
«Gott hat uns in Mittags-Gluth gestärket,
Gott schickt Hülfe, wenn wir ihm vertrauen.
Schämet euch, ihr Männer, solcher Reden,
Wenn ihr wollt der Helden Namen führen.
Wenn vor Durst wir hier am Berg vergehen,
Stcrben wir vom Gutt vcrhängten Todes.
«Wenn wir uns dem Schwert des Feind ergeben,
«Haben Mord wir an uns selbst bogangen. -
«Gott ein Gräuel ist das Joch der Knechtechaft,
«Sünde ist's sich selbst zum Knecht erniedern.
«Mir nach, Männer, kommt, die ihr so denket,
«Mir nach zum Altar der Mutter Gottes!»
Nach das Volk zür heilgen Kapelle:
«Herr erhebe dich in deinem Grimme!
«Herr erhebe uns in diesen Landen,
«Wollst erhöhen uns vor unsern Drängern!
«Höre uns're Stimmen zu dir rufen!
«Rings umstellt sind wir von grimmen Feinden,
«Rett' uns aus den Schlingen wilder Tatern!
«Labung gib und Kühlung unsern Leibern,
«Dankesopfer kesopfer sollen laut erschallen.
«Rotte aus in unsrem Land die Feinde,
«Und vertilge sie, o Herr, auf ewig!»
Sieh ein Wölkchen auf dem schwülen Himmel.
Winde wehen, furchtbar rollt der Donner,
Finstre Nacht bedeckt den gänzen Himmel,
Schlag auf Schlag der Blitz in haternzclte,
Reicher Regen füle des Berges Quelle. -
Weichet das Gewitter, und es schaaret
Sich das Kriegesvolk. Aus allen Landen,
Aus des weiten Landes Gauen allen
Weh'n heran die Banner gegen Olmütz.
Mächt'ge Schwcrter hangen an den Seiten,
Volle Köchcr rasseln an den Hüften,
Blanke Helme auf den muth'gen Häuptern,
Unter ihnen springen munt're Rosse.
Schmetternd jetzt erschallen Hörnerklänge,
Es erschallen laute Paukenschläge,
Beide Heere stürzen an einander,
Staub in Wolken hebet sich vom Boden
Und die Schlacht war heisser, denn die letzte.
Lärm ersteht, Geklirre scharfer Schwerter,
Und Gezische giftgetränkter Pfeile,
Speergekrach, Geschwirr des Wurfgeschosses.
Und da war ein Hauen und ein Stechen,
Und da war ein Jammern und ein Jubelen.
Blut in Strömen floss, gleich Regenbächen,
Leichen lagen rings, wie Bäum' im Forste:
Diesem ist das Haupt entzwei gespalten,
Jenem abgehauen beide Arme;
Der vom Rosse stürzet auf den andern,
Der im Grimm haut los auf seine Feinde,
Wie der Sturm im Felswald Bäume reutet.
Bohrt an's Heft das Schwert in Feindes Busen,
Dem ein Tater mäht das Ohr vom Haupte.
Ueberall Geschrei und kläglich Stöhnen,
Und zur Flucht schon wenden sich die Christen;
Nach der Tatern wilde Haufeu dringen:
Da fleugt J a r o s l a w herzu, der Adler.
Harter Stahl umhüllt die Brust des Starken,
Unterm Stahl wohnt Heldenkraft und Kühnheit,
Unterm Helm das scharfe Feldherrnauge,
Kriegeszorn sprüht aus den glüh'nden Blicken.
Wuthentbrannt, wie der gereizte Löwe,
Wenn er irgend frisches Blut erblicket,
Wenn er wund nachstürzt dem kühnen Jäger,
So ergrimmt stürmt dieser in die Tatern,
Ihm wie Hagelwetter nach die Böhmen.
Furchtbar sprengt er auf den Sohn des Kublai:
Und ein grausam wilder Kampf beginnet.
Mit den Speeren stossen sie zusammen,
Die zerstieben mit Geprassel beide.
Jaroslaw sammt Ross in Blut gebadet,
Fasst mit seinem Schwert den Sohn des Kublai;
Spaltet ihn mit einem starlien Hiebe
Von der Schulter durch bis an die Hüfte,
Dass er leblos zu den Leichen sinket,
Und es tönt der Köcher und der Bogen.
Drob erschrickt das wilde Volk der Tatern,
Wirft von sich die lachterlangen Spiesse.
Jeder läuft, wer nur vermag zu laufen,
Läuft dahin, woher die Sonne aufgeh't.
Frei vom Taterngrimme war die Hanna.

ÈESTMÍR UND WLASLAW

Neklan ruft, zur Fehde aufzustehen,
Ruft mit fürstlichem Gebothe,
Wider Wlaslaw gilt es, auf,
Und die Heere sammeln sich zur Fehde,
Sammeln sich auf das Geboth des Fürsten Gegen Wlaslaw.
Seines Sieges rühmt sich Wlaslaw
Uiber Nek.lan, diesen grossen Fürsten,
Seines stolzen Sieg's,
Schwert und Feuer sandt' er
In des Neklans Land,
Hinter seiner Räuberhorden
Schwertern sich verwahrend
Rief er Neklan Hohn.
«Auf zum Kampfe führe,
«Meine Scliaaren, Èestmir,
«Schmähend ruft der stolze
«Wlaslaw uns zum Kampf.
Freudenvoll erhebt sich Èestmir.
Freudig greift er nach dem schwarzen Sclwilde
Mit dem Doppelzahn, und nach der Streitaxt,
Und dem Helm, den nie ein Hieb durchdringt.
Und an allen Bäumen
Bringt er Götern Opfer.
Muthig zu den Heeren rufet Èestmir;
Sclmell in Reihen ordnen sich die Krieger,
Und sie zogen früh vor Sonneuaufgang,
Zogen wohl den Tag hindurch,
Und nach Sonnenuntergang
Zu dem Hügel dort.
Sich da wälzet Rauch sich von den Dörfern,
Von den Dörfern schallet Klaggestöhne,
Stimmen Jammernder.
«Wer verbrannte diese Dörfer?
«Wer erpresste Klaglaut eurem Munde? «
«Wer? Wlaslaw? --
«Dies hier sei sein letzter Mordbrand,
«Rache und Verderben
«Bringet ihm mein Heer.»
Drauf erwiedern sie dem Feldherrn Èestmir.
Kruwoj ist's, der böse Kruwoj,
Er trieb uns're Heerden fort,
Er hat Jammer in den Gau'n verbreitet
Mit Feu'r und Schwert,
Was sich irgend regen konnte (Was uur irgend war zu
brauchcn),
Hat sein wüth'ger Grimm vernichtet,
Nahm gefangen unsern Führer.
Da ergrimmet Èestmir wider Kruwoj,
Aus der weiten Brust
Bricht des Zornes Gluth,
Füllt den ganzen I.eib.
«Krieger, sprach er morgen frühe
«Fachen wir all' unsern Grimm an,
«Pfleget jetzt der müden Glieder.»
Berge steh'n zur Rechten,
Berge steh'n zur Linken,
Und auf ihre hohen Gipfel
Blickt die helle Morgensonne.
Durch die Berge dorthin,
Durch die Berge dorther
Zielm die Heere, bringen Schlacht und Kampf.
Hui! dort zur Burg hin,
Zur Burg auf dem Felsen,
Dort hält in Haft den Wojmir Kruwoj
Und seine schöne Tochter,
Die er im dichten Wald gefangen
Dort unter'm grauen Felsen,
Wo Fürst Neklan er gehöhnet.
Treue hat gelobt dem Neklan Kruwoj,
Treu' mit Handschlag ihm verbürget,
Und mit Hand und Munde
Bracht' er Jammer seinem Volk.
Auf zur hohen Veste
Stürmet ihr Krieger!
Und es entbrennt das Kriegsvolk
Und stürmt hinan zur Veste,
Nach dem Wort des tapfern Èestmir,
Stürmt gleich Hagelwettern.
Schild an Schild gereiht die Vordern,
An die Speere stemmen sich die Hintern,
Und an Pfähle, quer gereiht an Pfähle.
Höher ob des Waldes Wipfeln
Klirren ihre Schwerter nach der Burg,
Ihre Schwerter rasen wider Schwerter,
Die vom Wall nach ihnen hau'n.
Oben auf der Burg brüllt Kruwoj,
Brüllt gleich einem Stiere,
Brüllet Muth in seiner Mannen Brust,
Und sein Schwert fällt tödtend auf die Prager.
Wie ein Stamm vom Fels herah durch Felsen
Rollend viele starke Eichen fortwälzt;
Also strömen Neklans Haufen
Vor der Burg zusammen.
Nun gebietet Èestmir,
Die Burg von rückwärts anzufallen,
Und gebeut von vorn
Zu springen auf die Mauer;
Und die hochgewachs'nen Stämme,
Die da dicht am Felsen stehn,
Beugen sie zum Burgwall,
Dass darüber weg die Balken rollen
Ob der Krieger Häuptern;
Drunter reihen sich die Starken,
Mann an Mann sich drüngend,
Dicht die breiten Schultern aneinander.
Querbalken legen sie schräg auf die Achseln,
Binden sie mit Wieden längs zusammen,
Stützen sie zur Seite mit den Speeren.
Krieger schwingen sich auf diese Balken,
Eine dritte Schaar dann auf die zweite,
Eine vierte auf die dritte,
Und die fünfte, bis sie hoch
An der Veste Zinnen reichen,
Von woher die Schwerter blitzen,
Von woher die Pfeile zischten,
Von woher die Stürmerbalken rollteu.
Und ein Schwarm von Pragern,
Stürmt mit Macht die Mauern,
Dringet in die feste Burg
Und wirft alle Mannschaft nieder.
«Wojmir! tritt hcrvor!
«'I'ritt hervor rnit deiner holden Tochter,
«Aus dem Thurme tritt heraus
«In den frischen Morgen,
«'I'ritt auf jenen Felsen,
«Von dem Felsen sichst du
«Unter'm Beil des, Rächers
«Kruwoj bluten.»
Und hervor tritt Wojmir
In den frischen Morgen
Mit der holdgestalten Tochter,
Sicht den Todfeind bluten,
Sichet Krwvoj bluten.
Und zurück stellt Èestmir
Allen Raub dem Volke,
Mit der Beute kehret
Heim die holde Dirne.
Opfer wollte Wojmir
Nun den Göttern bringen,
Jetzt zur Stelle ohfern,
Eh nur einen Schritt die Sonne
Vorwärts noch gethan.
«Wojmir, auf - ruft Èestmir,
«Uns're Schritte eilen fort zum Siege
«Fort zum Siege üher Wlaslaw.
«Säume mit dem Dienst der Götter,
«Götter wollen Wlaslaw niederschmettern.
«Wenn die Sonn' erreicht die Mittagshöhe
«Sind auch wir an unser Ziel gelanget.
«Wo der Heere Siegesruf erschallet,
«Nimm des Feindes Waffen an und komme.»
Dess erfreuet Wojmir sich gar innig,
Und mit lautem Ruf, der dürch die Wälder hallet,
Von dem Felsen aus gewalt'ger Brust,
Ruft er zu den Göttern also,
Dass des weiten Forstes Stämm' erbeben:
«Zürnet mir nicht, ihr Götter, eu'rem Diener,
«Dass die heut'ge Sonne nicht das Opfer schauet.»
Èestmir spricht. Wirsind's den Göttern sebuldig,
«Doch an uns ist's jetzo, auf den Feind zu eilen,
«Auf die schnellen Rosse aufzusitzen.
«Auf! fleug durch den Wald mit Hirsches Sprunge
«Dort zum Eichenwald; dort ist ein Felsen
«Nah am Weg ein Lieblingsort der Götter.
«Dort auf ihrem Berge opfre du den Göttern,
«Deinen Göttern, welche dich befrciet.
«Für den Sieg, den wir erfocbten,
«Für den Sieg, der uns bevorsteht.
«Eh du merkst, dass vor die Sonn' geschritten
«Auf des Himmels Plan, bist du zur Stelle,
«Und eh sie den zweiten Schritt gethan,
«Eh den dritten
«Oh des Waldes Gipfel, sind die Heere,
«Wo dein Opfer soll in Rauches Säulen
«Auf zum Himmel wallen,
«Und es beugen sich die Schaaren alle,
«Die vorüber ziehn.»
Und auf schnelle Rossc sitzet Wojmir,
Und durchfliegt den Wald mit Hirsches Sprunge
Dort zum Eichwald, der zum Felsen führet,
An des Felsen Gipfel zündet er das Opfer
Seinen Göttern an, die ihn befreiet.,
Für den Sieg, den sie bereits erfochten,
Für den Sieg, der ihnen noch bevorsteht.
Und er opfert eine munt're Färse,
Eine Färse, der kein Stier noch nahte,
Glänzend roth ihr Fell. Vom Hirten
Dort im Thal im hohen Grase
Hat er sie erkaufet,
Gab ein Ross daf'ür zusammt dem Zaume.
Die Opferflamme lodert, und die Heere
Nah'n dem Thale, und von dort zum Berge
Geht der Zug, von da zum Eichwald.
Also ziehm die Schaaren, lärmumrauschet,
Mann auf Mann, ein jeder Waffen tragend.
Jeder, als vorbei er zieht beim Opfern,
Rufet laut den Göttern Preis und Ehre,
Kciner säumct, im Vorüberziehen
Laute Lobgesänge anzustimmen.
Als des Heeres Nachtrab schon vorbeizieht,
Springet Wojmir auf sein schnelles Ross,
Legt fünf Reitern hinterm Heere
Fettc Keulen auf und feiste Sehlegel.
Mit dem Lauf der Sonne ziehn die Heere,
Und dort auf der Fläche harret ihrer,
Ihrer harrt der kriegerische Wlaslaw.
Von Wald zu Walde stehen seine Schaaren,
Fünfmal stärker sind sie, denn die Prager.
Wie aus Wetterwolken schallt daraus ein Tosen,
Und Gebell von Hunden ohne Zahl.
«Schwer wird's seyn, mit solchem Feind zu kämpfen,
«Selten reicht ein' Keul' aus gegen Kolben.»
Also Wojmir; ihm entgegnet Èestmir:
«Weise ist's, so in Geheim zu sprechen,
«Weise ist's gefasst zu seyn auf Alles.
«Warum mit der Stirn auf harte Felsen rennen?
«Doch der Fuchs berückt den Stier, den starken.
«Hier kann Wlaslaw uns vom Berge schauen.
«Schnell, hinab, rings um den Berg gezogen,
«Dass, die jetzt die Vordern waren,
«Jetzo hinten ziehen.
«Und so mehrmal um ilen Berg gezo~en!»
Und so that cs Wojmir, that es Ècstmir,
Neunmal gingen um den Berg die Schaaren:
So vergrössern ihre Zahl sie vor dem Feinde,
So vergrössern sie die Furcht der Feinde.
Und sie stellen sich in nicdrigem Gebüsche,
Dass in's Aug' des Feinds die Waffen blitzen,
Und es schien der ganze Berg zu leuchten.
Plötzlich bricht hervor mit seinem Haufen Èestmir; --
Vier Geschwader zählte dieser Haufe --
Tøas bricht mit hervor aus Waldes Schatten.
Tøas erfasst das starke Heer der Feinde.
Schrecken naht ringsum in ihrem Rücken,
Schrecken dringt heran vom ganzen Walde,
Und die Reihn zerstieben hierhin, dorthin.
Wojmir dringt auf sie mit tapfrer Rechte,
Und vertritt zum Theil des Thales Ausgang,
Stellt zur Seite Wlaslaw sich entgegen.
Hui! Wie brüllt der Wald, wie brüllt das Thal hier!
Als ob Berge hier mit Bergen kriegten,
Und all ihr Gehölz zusammenkrachte.
Wlaslaw sprengt heran nun gegen Èestmir,
Vor zu wildem Kampfe. Schlag auf Schlag.
Jetzo schmettert er den Wlaslaw nieder.
Furchtbar wälzet Wlaslaw sich am Boden,
Er wermag sich nimmer aufzurichtten,
Morena lullt ihn in schwarze Nacht.
Blut entströmt dem starken Leib des Wlaslaw,
Strömt am grünen Rasen hin,
Und verrinnt im feuchten Grunde.
Unter Brüllen scheidet seine Seele,
Flengt auf einen Baum aus seinem Munde,
Flieget hin und her vom Baum zum Baume,
Bis des Todten Leib zu Asche worden.
D'rob erschrecken, die mit Wlaslaw waren,
Schreiend ffiehen sie hinauf zum Berghang,
Fliehen fort, vor Èestmirs Blick sich bergend,
Vor dem Èestmir, vor dem Wlaslawtödter,
Siegesruf erschallet
Jetzt in Neklans freuderfüllte Ohren,
Reiche Beute zeigt sich
Neklans freudenhellem Auge.

LUDIŠE UND LUBOR

Merkt ihr Alten auf und Jungen!
Hört von Kämpfen, von Turnieren.
Hinter'm Elhstrom herrscht' ein Herzog,
Reich und gut und hochgerühmet.
Der hatt' eine einz'ge Tochter,
Sehr gelicbt von ihm und allen.
Wunderschön war seine Tochter
Herrlich war ihr Leib gewachsen,
Blendendweiss war ihre Wange,
Auf der Wange blühten Rosen.
Augen helle, wie der Himmel,
Und auf ihrem weissen Nacken
Wallt das Haar goldhell hernieder,
Sich in schönen Ringeln lockend.
Einst entbeut der Fürst durch Boten,
Dass auf seine Burg die Edlen
All' zu grossem Festmahl kommen.
Und als nun der Tag erschierien,
Kamen auch die Edlen alle,
Kamen aus dem ganzen Lande,
Kamen her aus weiten Landen,
Auf des Fürsten Burg zum Festmahl.
Hörner schallen, Pauken tönen,
Vor den Fürsten geh'n die Edlen,
Und sie neigen sich dem Fürsten,
Neigen sich auch vor der Fürstin,
Und der holden Fürstentochter.
Hinter langen Tafeln setzet
Jeder sich nach seinem Range.
Und Gewild ward aufgetragen,
Aufgetragen Trank von Honig.
Unter Jubel ward getafelt,
Köstlich war das Mahl und festlich.
Als gestärkt die Leiber waren,
Und die Geister munter wurden,
Sprach der Fürst so zu den Edlen:
«Männer! euch wird wohl bekannt seyn,
«Warum ihr hieher gekommen?
«Wack're Männer! proben will ich,
«Wer von euch zu meist mir noth ist.
«Weise ist's, ob Friede waltet
«Sich voraus zum Kriege rüsten,
«Uns're Nachbarn sind dic Teutschen.»
Sprach's der Fürst, da bricht das Schweigen.
Von den Tischen stehn die Edlen
Auf, verbeugen sich dem Fürsten,
Und verbeugen sich der Fürstin,
Und der schönen Fürstentochter.
Hörner-, Paukenschall von neucm,
Alles schickt sich zum Turniere.
Vor der Burg auf weiter Wiese,
Hoch auf prächtigem Balkone,
Sitzt der Fürst mit seinen Räthen,
Unter Edelfrau'n die Fürstin,
Und Ludiše mit den Fräulein.
So entbeut der Fürst den Edlen.
«Wer zuerst soll in die Schranken,
«Will ich selbst, der Fürst, bestimmen.»
Und es winkt der Fürst auf Strebor.
Den Ludislaw fordert Strebor.
Beide steigen sie zu Rosse,
Nehmen scharfgespitzte Speere,
Sprengen heftig auf einander,
Lange ringen sie zusammen,
Bis denn beider Speere brachen.
So ermüdet waren beide,
Dass sie von dem Kampfplatz wichen.
Hörnerhall und Paukentöne.
Es entbeut ihr Fürst den Edlen:
«Wer der zweite soll turnieren,
«Mag die Herzogin bestimmen.»
Und auf Serpoš zeigt die Fürstin.
Serpoš Spitiboren fordert.
Beide steigen sie zu Rosse,
Nehmen scharfgespitzte Speere,
Und auf Spitibor sprcngt Serpoš,
Hebt ihn aus dem festen Sattel,
Stürzet selber schnell herunter.
Beide greifen nun nach Schwertern,
Schlag auf Schlag fällt auf dic schwarzen
Schilde, dass sie Funken sprühen.
Nun haut Spitihor nach Scrpoš,
Auf den kaltcn Grund fällt dieser.
Beide sind ganz abgemattet,
Müssen aus der Stechbahu treten.
Hörner hallen, Pauken tönen.
Da entheut der Fürst den Edlen:
«Wer clér dritte will turnieren,
«Soll Ludiše sclbst erkiesen.»
Die Princessin wählet Labor.
Lubor fordert Bolemiren.
Beide steigen sie zu Rosse,
Nehmen scharfgespitzte Speere,
Sprengen hurtig in die Schranken,
Zielen auf einander, rennen
Mit den Speeren jach zusammcn;
Bolemir stürzt von dem Rosse,
Weit weg ist sein Schild geflogen,
Knechte tragen ihn vom Kampfplalz
Pauken und Trompeten hallen.
Lahor fordcrt nun dcn Ruboš.
Auf sein Ross schnell schwingt sich Ruboš,
Sprenget hastig an gen I.ubor.
Luhor haut mit seinem Schwerte
Ihm den Specr entzwei, und führet
Einen Hieb nach seinem Helme;
Ruboš fällt vom Pferde rücklings,
Knechte tragen ihn vom Kampfplatz.
Pauken und Trompeten hallen.
Auf die Edlen rufet Lubor:
«Wem's geliebt, mit mir zu fechten,
«Dieser komme in die Schranken!»
Es erhebt sich ein Gecnurmel
In dem Kreis' der edlen Ritter;
Lubor wartet in dcr Schranken.
Lange Shiesse sclmvinget Zdeslaw,
Und ein Stierhapt auf dem einen,
Shricht mit übermüth'gen Worten:
«Einen wilden Stier erleget
«Hat mein Urahn, und mein Vater
«Manch ein tcutsches Heer gescheuchet,
«Lubor probe meinen Kampfmuth.»
Und sie rennen auf einander,
Und, ein Haupt an's andere prallend,
Sinken beide von den Rossen.
Hurtig zücken sie die Schwerter,
Und so kämpfen sie zu Fusse.
Mächtig schwingen sie die Schwerter,
Dass ringsum die Schläge hallen;
Da naht Lubor ihm zur Seite,
Haut mit Macht nach seinem Helme,
Dieser fällt herah in Stücken;
Haut dann nach des Gebners Sclmverte,
Dass es aus den Schrankcn flieget;
Und zu Boden sinket Zdeslaw.
Pauken und Trompeten tönen.
Und der Edlen Schaar umringet
I.ubor'n, führt ihn vor den Fürsten,
Vor die Fürstin und Ludišen.
Eincn Kranz reicht ihm Ludiše,
Einen Kranz von Eichenblättern.
Pauken und Trompeten tönen.

ZABOJ, SLAWOJ UND LUDIEK

Aus dem schwarzen Walde ragt ein Felsen
Auf den Felsen steigt der starke Zaboj.
Sieht sich um im Land nach allen Seiten.
Gram erfüllt ihn bei des Landes Anblick,
Und er seufzet, als ob Tauhen weinten;
Sitzet lang in seinen Gram versunken,
Dann rafft er sich auf gleich einem Hirsche
Nieder durch den Waldi den weithin öden,
Eilig geht er nun von Mann zu Manne
Durch das ganze Land zu allen Tapfern
Spricht zn ihnen heimlich kurze Worte,
Neigt den Göttern sich, eilt fort zum zweiten.
Es vergeht ein Tag, vergeht der zweite,
Und als in der Nacht des drittcu Luna scheinct,
Kommen hier im Wald' zusamm die Männer,
Und zu ihnen Zaboj, führt ins Tal sic,
In ein tiefes Thal des weiten Forstcs.
Tief hinab von ihnen stelit sich Zaboj,
Nimmt sein klangreich Varito:
Männer brüderlichen Herzcns,
Männer funkelnden Blickes
Horcht, ich sing vom ticfsten Thal ein Lied euch.
Wohl geht mir's vom Herzen,
Ja vom tiefsten Herzen,
Das der Gram verzehrct:
Eingegangen zu den Vätern
Ist der Vater;
Und daheim verliess er seine Kinder,
Und auch seine Liebchen.
Und zu Niemand sprach er:
«Bruder, sprich zu ihnen
«Väterliche Worte!»
Und es kommt ein Fremder
Mit Gewalt zur Heimat,
Und gehiethet hier mit fremden Worten.
Und wie sie's vom Morgen bis zum Abend
In der Fremde treiben
Mussten Kinder, Weiber
Also hicr auch thu'n.
Eine Ehgenossin
Auf der Fahrt durch's Leben
Sollen wir nur haben,
Von der Wesna bis zu der Morana.
Aus den Hainen trieben sie die Sperber,
Und was in dem fremden Land für Götter,
Solchen mussten wir uns neigen,
Mussten ihncn Opfer bringen,
Durften nicht vor unscrn Göttern
An die Stirne schlagen,
Noch am Abend ihnen Speise bringen.
Wo der Väter Göttern Speisen hintrug,
Wo er hinging, Lobsang anzuStimmen,
Haben alle Bäume sie gefället,
Alle Götter haben sie zertrümmert.»
«Ha! vom Herzen, Zaboj, singest du zum Hcrzen,
Mitten aus der gramerfüllten Brust. Wie Lumir,
Der mit Wort und Sang zu rühren
Wusst' den Wyšehrad und Lande,
So du mich und alle uns're Brüder.
Ja die Götter lieben brave Sänger.
Singe denn, dir ward die Kraft gegeben,
Herzen gegcn Feinde zu entflammen!
Zaboj blicket auf des Slavoj
Gluthentbrannte Blicke;
Und sofort entflammt er ihre Hcrzen.
Zwci junge Helden deren Stimmen
Eben mannbar wurclen,
Gingcn in den Wald hinaus;
Dort mit Schwert und Streitaxt
Uibten sie die Arme,
Bargen dort die Waffen,
Kehrten frcudig hcim.
Und als ihre Arme stark geworden
Und ihr Geist, zu ziehen auf die Feinde,
Und die andern Brüder auch erwuchsen:
Brachen sie hervor all auf die Feinde.
Und es glich ihr Zorn dem Sturm des Himmels,
Und das alte Glück, es kam der Heimat wieder.
Und sie springen all hinah zu Zaboj,
Drücken ihn in ihre starken Arme,
Legten ihre Hände auf die Brust einander,
Und sie sprachen viele kluge Worte.
Und die Nacht war vorgerückt zum Morgen;
Einzeln gehn sie aus dem Thale
Fort zu allen Bäumen,
Fort nach allen Seiten gehn sie aus dem Walde.
Es vergeht ein Tag, vergelit der zweite;
Nach dem dritten Tage, als schon
Dunkelte die Nacht,
Ging zum Walde Zaboj,
Hinter Zahoj Kriegerhaufen
Zogen durch den Wald.
Slawoj ging zum Walde,
Hinter Slawoj Kriegerhaufen
Zogen durch den Wald.
Alle trauen fest auf ihren Führer,
Aller Herzen sind dem König feindlich,
Alle führen scharfe Waffcn
Gegen diesen König.
«Hui, du Bruder Slawoj,
«Dort zum blauen Berge,
«Der nach allen Gauen schauet,
«Dorthin lenken wir die Schritte.
«Von dem Berg gen Sonnenaufgang
«Ist ein dunkler Forst,
«Dorten reichen wir uns dann die Hände,
«Geh nun hin mit Fuchses Sprüngen,
«Und ich ziehe hierhin.»
««Hui, du Bruder Zaboj!
««Warum sollen unsre Waffen
««Grimm erst von dem Berge holen?
««Lass von hier uns stürmen
««Auf des fremden Königs Würger.»»
«Bruder Slawoj,
«Willst die Schlange du vertilgen,
«Tritt ihr auf das Haupt,
«Dorten ist ilir Haupt.»
Es zertheilt die Mannschaft sich im Walde
Die zieh'n rechts hin, jcne links.
Diese folgen Zabojs Worte,
Jene dem Geboth des raschen Slawoj
Durch des Waldes Ticfungen zum blauen Berge.
Als die Sonne schien zum fünftenmala,
Reichten sie sich ihre kräft'gen Arme,
Und mit Fuchses Augen blickten
Sie hinüber auf des Königs Heere.
«Ludiek muss uns seine Schaaren,
«Seine Schaaren all' zu einem Schlage sammeln.»
«Ludiek! ha! du bist ein Knecht
«Ob des Königs andern Knechten:
«Sag du deincm stolzen Zwingherrn,
«Sein Geboth sei uns nur leerer Rauch.» --
D'rob ergrimmte Ludiek,
Und ruft seine Heere sclmell zusammen.
Ganz vom Wiederschein ergIeinzt der Himmel,
Und im Wiederschine hlitzen
Hell des Königs Heere.
Alle stehn den Fuss zum Marsche fertig,
Und zur Hand die Wehr nach Ludieks Worte.
«Höre, Bruder Zaboj!
«Eile hierhin mit des Fuchses Sprüngen,
«Ich geh ihnen grad' entgegen.»
Und hervor bricht Zaboj!
Auf die vordern Reih'n gleich Hagelwettern,
Und hervor bricht Slawoj
Fasst zur Seite sie gleich Hagelwettern.
«Bruder, sieh! die malmten un'sre Götter
«Diese fällten unsre Bäume,
«Scheuchteten die Sherber aus den Hainen.
«Sieg verleilien werden uus die Götter.»
Aus dem unzählbaren Heere
Unter Ludiek stürmt ein mächtger Schwarm
Gegen Zaboj an;
Und mit glüh'nden Augen stürmet
Zahoj gegen Ludiek,
Als oh Eiche gegeu Eiche stritte,
Aus dem Wald hervor sich reissend.
Zaboj sprenget gegen Ludiek
Weit vor aus dem Heer.
Ludiek haut mit seinem Schwerte
Nach dem Schilde, und durchhaut drei Häute,
Zaboj haut mit seiner Streitaxt,
Ludiek springt behend zur Seite,
Und die Streitaxt fährt in einen Baum;
Dieser stürzet auf das Heer,
Dreissig gehen ihrer heim zu ihren Vätern.
Da ergrimmet Ludiek:
«Hoi, du reissend Unthier!
«Drachenungeheucr!
«Ficht du mit dem Schwerte!»
Zaboj schwingt das Schwert,
Haut eiu Stück ihm ab vom Schildrand.
Ludick schwingt das Sclmert,
Uncl es gleitet ab am Schrild, am häut'nen;
Sie entflammen sich zu steten Hieben,
Und zerhau'n sich alles auf dem Leibe,
Und bcspritzen alles rings mit Blute,
Und mit Blut bespritzen sie die Krieger,
Rings um sie noch fort im wildem Kampfe.
Schon verfloss der Mittag,
Schon dem Abend nähert sich die Sonne,
Und noch ward gekämpfet,
Hier und dorten nicht gewichen,
So ward hier bekämpfet, so dort von Slawoj.
«Hoi, du Würger, fahre hin zum Bies!
«Warum solltest unser Blut du saufen?»
Drauf erfasst die Streitaxt Zaboj,
Ludiek springt zur Seite.
Zaboj schwinget hoch die Streitaxt,
Schleudert sie hin nach dem Feind'.
Fligt die Axt, und da zerspringt der Schild,
Hinterm Schild zerspringet Ludieks Brust,
Vor der Wucht der Axt erschrickt die Seele;
Ihm dic Seele treibt heraus die Streitaxt,
Und fliegt noch fünf Lachter weit in's Heer.
Schreck erpresset lauten Schrei den Feinden,
Freude schallet in des Zahoj Schaaren,
Funkelt aus den frohen Blicken.
«Bruder, sich! uns haben Götter Sieg verlichen.
«Eine Schaar von uns zicht rechts, und links die andere.
«Rosse führt herbei aus allen Thälern,
«Laut ertön' der Wald von Rossgewieher.»
««Bruder Zaboj, ha, du tapfrer Löwe,
««Lass nicht ab zu stürmen auf die Feinde!»»
Zaboj schleudert seinen Schild von sich,
Und in eincr Hand das Schwert,
In der andern seine Strei axt.
Bricht cr frcie Bahn sich durch die Dränger,
Und sie heulen, und sie müssen weichen,
Zitternd laufen sie vom Schlachtfeld,
Lauten Schrei erpresst der Schrecken ihnen.
Horch, im Walde Rossgewieher!
«Auf zu Rosse! und den Feinden nach,
«Nach durch alle Lande!
«Schnelle Rosse traget
«Unsre Rache ihnen nach!»
Und auf schnclle Rosse
Schwingen sich die Haufen,
Und in sclmellen Jagen
Sprengen sie den Feinden nach;
Schlag auf Schlag, und wilder
Schnauben sie vor Wuth.
Fläche, Berge, Wälder schwinden,
Rechts und links flicht alles hinter sie.
Sich, da braus't ein wilder Strom,
Fluth an Fluth verrinnet,
Und heran dic Hecre
Brausen, flücht'gen Jagens,
Alle sprengen durch den reissenden Strom.
Viel der Fremden rallt die Fluth hinunter,
Trägt hinüher die verwandten Krieger,
An das andre Ufer.
Durch die Gaue rings
Breitet seine Fittige der wilde Weihe,
Jaget hinter dcm Geflügel.
Zabojs Heere breiten rings sich aus,
Fort durch alle Lande
Sprengen sie den Drängern nach,
Schmettern sie da nieder, und zerstampfen
Sie mit ihrer Rosse Hufen.
Wüthend ihnen nach bei nächt'gem Mondschein,
Wüthcnd nach beim Tag, wenn Soune glühet,
Und so fort in finstrer Nacht,
Und so fort am graueu Morgen.
Braus't ein wilder Strom,
Fluth an Fluth verrinnct..
Und die Heere brausen jach heran,
Alle sprengen durch den reissenden Strom,
Viel der Fremden rafft hinab die Woge,
Trägt hinüber die verwandten Krieger
An das and're Ufer.
«Fort zu jenen granen Bergen,
«Dort soll unser Rachewerk vullenden,»
««Sich doch, Bruder Zaboj,
««Schon sind wir ja nah dem Berge,
««Und nur eine kleine Schaar ist übrig
««Noch von nnsern Feinden,
««Und die flehen ängstlich um Erharmen!»»
«Auf! zurück denn durch die Lande,
«Hierhin du, ich dorthin,
«Alles, was des Königs, zu verheeren!»
Winde brausen durch die Lande,
Durch die Lande brausen auch die Heere,
Durch die Lande rechts und links,
Fort in breiten Reih'n die Krieger,
Fort mit frohem Jauchzen.
«Bruder sich! der graue Berg!
«Dort verlichn uns Sieg die Götter;
«Dort auch schweifen viele Seelen,
«Hier und dort von Baum zu Baum
«Und vor ihnen schrecken
«Vogel und das scheue Wild zusammen;
«Nur die Eulen schreu'n sich nicht.
«Fort zum Berg, die Todten zu begrahen,
«Dort den Göttern unseren Befreiern
«Reiche Opfer darzubringen,
«Ihre Lieblingssäinge anzustimmen,
«Ihnen auch zu weih'n die Waffen
«Der erschlagncn Feinde!»

Z B Y H O N


Flog vom Baum zum Baume
Hin und her ein Täuber,
Klagt sein Leid dem ganzen
Walde, traurig girrend:
«Ach, ihr weiten Haine!
Einst durchflog ich euch
Mit dcr holden Täubin,
Mit dem theu'ren Liebchen.
Ach, der böse Zbyhon
Fing mein holdes Täublein,
Trug sie fort zur Burg,
Ach, zur festen Burg!»
Und es schweift ein Jüngling
Um die steile Veste,
Seufzt in banger Sehnsucht
Nach dem holden Liebchen;
Von der Burg zum Felsen,
Setzt am Fels sich nieder:
Sitzt iu banger Trauer,
Stumm im stummen Haine.
Und heran der Täuber
Fliegt und girret traurig;
Und sein Haupt der Jüngling
Hebt zu ihm und spricht!
«Täuber, ist dir bange,
«Bange, weil du einsam?
«Hat ein arger Sperbcr
«Dir entrafft das Weibchen?
«Ha, du Räuber Zbyhou
«Auf der festcn Burg dort
«Hast geraubt mein Liebehen
«Mir mein theures Holdchen,
«Sie zur Burg entführet,
«Ach, zur festen Burg!
«Wohl, du frommer Täuber,
«Kämpftest mit dem Sperber,
«Schwölle dir im Herzchen
«Kraft und Muth zum Kampfe.
«Hätt'st dem bösen Sperber
«Wohl dein Lieb' entrissen,
«Wären dir gegeben
«Starke scharfe Krallen;
«Hättest wohl erschlagen
«Gar den bösen Sperber,
«Wäre hart dein Schnabcl,
«In sein Fleisch zu hauen.
«Auf! du tapfrer Jüngling,
«Raff' dich auf gen Zbyhon,
«Muthig gegen Fcinde
«Schlagt dein Herz im Busen.
«Dir sind scharfe Waffen
«Wider ihn gegeben,
«Ihm auf's Haupt zu schmettern
«Eine wucht'ge Streitaxt,»
Eilt hinab der Jüngling
Fort durch Waldes Dunkel.
Seine Waffen thut er
An, und auf die Schulter
Nimmt er seine Streitaxt;
Eilt durch Waldes Dunkel
Fort zur steilen Veste.
Kommt bei nächt'gem Dunkel
Zu der steilen Veste.
Schlagt mit Macht an's Burgthor.
««Wer da?»» ruft's heraus.
«Ein verirrter Waidmann.» --
Auf thun sich die Thore.
Schlägt mit Macht an's zweite;
Auf thut sich die Pforte.
«Wo ist der Wladyke?
«Sagt, wo weilet Zbyhon?»
««Hinter'm grossen Saale.»»
Und dort weilet Zbyhon
Er der geile Räuber,
Dort auch weint das Mädchen.
«Hoi! Thu' auf dem Waidmanu!»
Doch nicht öffnet Zbyhon.
Da mit seiner Streitaxt
Spillt das Thor der Jüngling,
Spaltet mit der Streitaxt
Stark des Zhyhon's Haupt.
Und durchstreift die ganzc
Veste, und ermordet
All' der Veste Mannen
Drauf bei seinem Mädchen
Ruht er bis zum Morgen.
Durch der Bäume Wipfel
Scheint die Morgensonne
Hell hcrein zur Burg.
Neue Lust ertaget
In des Jünglings Herzen,
Weil scin schönes Liebchen
Er in starken Armen
Wieder wiegen darf.
«Wessen ist die Taube?»
««Zbyhon raubte sie,
««Hielt, wie mich, gefangen
««Sie in fester Burg!»»
«Fleug hinaus zum Walde
«Aus dem Zwing der Burg!»
Und sie fliegt zum Walde,
Und sie flattert her,
Und sie flattert hin,
Hüpft von Baum zu Baum
Mit dem lieben Täuber
Schläft auf cinem Zweige
Mit dem holden Mänuchen.
Und in Freud' ergehet
Sich die schöne Maid
Mit dem lieben Jüngling,
Geht mit ihm umher,
Wo es ihr beliebet,
Und iu einem Bette
Schläft sie mit dem Liebling.

DAS STRÄUSSCHEN

Wehet ein Lüftchen
Aus fürstlichen Wäldern,
Da läufet das Mädchen,
Da läuft es zum Bach;
Schöpft in beschlag'ne
Eimer das Wasser.
Am Flusse zum Mädchen
Schwimmet ein Sträusschen,
Ein duftiges Sträusschen,
Von Veilchen und Rosen.
Die Dirne versuchet
Dass Sträusschen zu fangen,
Da fällt, ach! da fällt sie
In's kühlige Wasser.
Wenn ich, du holdes
Blümchen, es wüsste,
Wer dich gepffanzet
In lockeren Boden,
Wahrlich! dem gäb' ich
Ein goldenes Ringlein.
Wenn ich, du holdes
Sträusschen es wüsste,
Wer dich mit zartem
Baste gebunden,
Wahrlich! dem gäb ich'
Die Nadel vom Haare,
Wenn ich, du holdes
Blümchen, es wüsste,
Wer in den kühlen
Bach dich geworfen,
Wahrlich, dem gäh' ich
Mein Kränzlein vom Haupte!

DIE ERDBEEREN

Rothe Beeren einzusammeln,
Geht mein Liebchen in den Wald,
Ritzt roit einem scharfen Dorne
Sich das weisse Füsschen.
Und nicht kann mein liebes Mädchen
Auf den Fuss mehr treten.
Warum hast du, böser Stechdorn,
Ihr solch Weh' bereitet?
Dafür sollst du, spitzer Dornstrauch,
Ausgereutet werden.
Komm, mein Liebchen komm ins Kühle
Unter grüne Kiefern,
Weil ich springe auf die Wiese
Um mein weisses Rösslein.
Auf der Wies' im dichten Grase
Weidet sich mein Rösslein;
Und mein Liebchen dort im Kühlen
Harret des Geliebten.
So beginnet sie zu klagen
Still im Kiefernwäldchen:
«Ach, was wird die Mutter sagen,
«Ich unselig Mädchen?
«Immer sagte mir die Mutter:
«Hüth' dich vor den Männern!
«Warum sich vor ihnen hüthen?
«Sind ja gute Menschen.»
Und ich kam auf meinem Rösslein,
Weiss wic Schnee, geritten;
Shring' herunter von dem Rösslein,
Knüpf's an cinen Baumast
Mit dcm Silherzaulne.
Und umfass' die Maid, und drück' sie
An inein Herz, und küss' sie,
Und die schöne Maid vergass schon
Auf den Schmerz im Fusse.
Und wir liebten uns, nnd küssten,
Bis die Sonn' sich neiget.
«Komm mein Lieber schnell nach Hause
«Eh die Sonn' hinabgeht.»
Und ich schwang mich auf mein Rösslein,
Weiss wie Schnee, behcnde;
Nehm' mcin Liebclien in die Arme,
Trab' mit ihr nach Hause.

DER HIRSCH

Es sclmeift ein Hirsch durch Berg und Wald,
Und springt im heim'schen Forste
Berg auf, Berg ab in einem fort,
Trägt sein herrlich Geweih hoch.
Mit dem herrlichen Geweih
Bricht er durch das Dickigt,
Springt umher im Walde
Auf den hurt'gen Läufen.
Und ein Jüngling schweifet durch die Berge,
Schweifet durch die Thale;
Stolzc Waffen in den Krieg
Trägt er auf dem Leibe,
Mit den starken Waffen
Bricht er Feindeshaufen.
Nimmer schweift der Jüngling durch die Berge!
Listig sprang ein grimmer Feind
An ihn an mit finstcrn Blicken,
Die vom Zorne glühn,
Schlägt ilm auf die Brust mit schwerer Streitaxt --
Klagend rauschen d'rob die Wälder --
Schlägt heraus des Jünglings zarte Seele.
Und sie fliegt hinaus zum schönen schlanken Halse,
Durch den Hals dann durch die schönen Lippen.
Sich! da liegt er, warmes Blut
Fliesst heraus nach seiner Seele,
Als sie ausgeflogen,
Und der kalte Boden trinkt das warme Blut;
Und in jeder Mädchenbrust war Trauer,
Auf dem kalten Boden lag der Jüngling,
Eine Eiche sprosset üher ihm,
Breitet ihre Zweige aus.
Schweift der Hirseh mit herrlichem Geweih,
Springt herum auf hurt'gen Läufeu,
Streekt den schlankcn Hals emhor zum Laube.
Schwärme gierer Sperher
Kommen hergeflogen
Aus dem ganzen Wald zur Eiche,
Krächzen alle laut:
«Feindes Grimme fiel der Jüngling!»
Alle Mädchen weinten um den Jüngling.

DIE ROSE

Ach, du Rose, schöne Rose!
Warum bist du früh erblühet?
Dann, erblüht, warum erfroren?
So erfroren, dann verwelket?
Und verwelkt, ach! abgefallen?
Abends sass ich, lange sass ich,
Sasc, bis schon die Hähne krähten
Ach, und konnte nichts erwarten.
Als die Späne niederbrannten,
Schlief ich ein, da träumte mir.
Sieh, mir war's als ob mir Armen
Von der rechten Hand hinunter
Glitt' ein gold'ner Fingerring,
Glitt' ein köstlich theu'rer Stein.
Und ich fand nicht mehr den Stein.
Nicht erharrt ich den Galiebten.

DER KUKUK

Steht eine Eich' im weiten Felde,
Auf der Eiche sitzt ein Kukuk.
Und er schlägt, hebt an zu klagen,
Dass der Lenz nicht immer währet.
Wie möcht' Korn im Felde reifen,
Wenn es immer Frühling bliebe?
Wie im Garten Aepfel reifen,
Wenn nur immer Sommer bliebc?
Wie im Schober frieren Aehren,
Wenn es immer Herbst nur hliebe?
Und wie bange wär' der Dirne,
Wenn sie immer einsam bliebe.

DIE VERLASSENE

Ach, ihr Wälder! Dunkle Wälder!
Miletiner Wälder!
Sagt, warum ihr, Sommers, Wintcrs,
Immer gleich ergrünet?
Ach, ich wollte gern nicht weinen,
Gern mein Herz nicht quälen!
Aber sagt ihr guten Leute,
Wer sollt' hier nicht weinen?
Ach, wo ist mein guter Vater?
Weh! er liegt im Grabc!
Wo die Mutter? Gute Mutter?
Uiber ihr wächst Gras!
Bruder hab ich nicht, noch Schwester,
Und fort ist mein Liebling.

DIE LERCHE

Sich, ein Mägdlein jätet Hanf,
An dem Herrengarten;
Eine Lerche spricht zu ihr:
«Warum also traurig?»
Ach wie könnt' ich fröhlich sein,
Liebe kleine Lerche!
Den Geliebten führten sie
Fort zum Felsenschlosse.
Hätt' ich eine Feder nur
Schrieb ich ihm ein Briefchen;
Und du flögst damit zu ihm,
Liebe kleine Lerche!
Doch nicht Blatt hab ich, noch Feder,
Einen Brief zu schreiben,
Grüss den Theuern mit Gesange,
Dass ich hier verschmachte.
Krächzt' im Schloss ein -- -- --

DER LANDTAG

Jeder Vater führt sein Volk im Heere;
Männer ackern, Weiber schaffen Kleider;
Aber wenn nun stirbt das Haupt des Hauses,
Walten insgesammt des Guts die Kinder,
Sich ein Haupt erkiesend aus dem Stamme,
Das des Wohles wegen geht zum Hochding,
Geht mit Kmeten, Lechen und Wladyken.
Auf stehn Kmeten, Lechen und Wladyken,
Hiessen gut die Bill nach dem Gesetze.

LUBUŠA'S GERIGHT

Ai, was trübst, Wletawa, du dein Wasser?
Was trübst du dein silberschäumig Wasser?
Hat dich aufgewühlet wilder Sturmwind,
Schüttend her des weiten Himmels Wetter,
Spülend ab die Häupter grüner Berge,
Spülend aus den Lehmgrund, den goldsand'gen ?
Wie doch sollt' ich nicht die Wasser trüben
Wenn im Hader sind zwei eig'ne Brüder,
Eig'ne Brüder um des Vaters Erbgut?
Grimmen Hader führen mit einander
Chrudoš wild am Schlängelfluss Otawa,
Am goldström'gea Schlüngelfluss Otawa,
An der kühlen Radbuza Held Stjaglaw,
Beide Brüder, beide Klenowice,
Alten Stamms von Tetva, dem Popelsohn,
Der mit Èech's Geschwadern ist gekommen
Durch drei Ström' in diese Segenslande.
Flog Herbei nun die gescll'ge Schwalbe,
Flog herbei vom Schlängelfluss Otawa,
Setzt sich auf das breite Flügelfenster
In Lubuša's goldncm Vatersitze,
Auf dem heil'gen Wyšegrad, dem Ahnsitz,
Und sie jammert und sie traue:t kläglich.
Als dies höret ihre eig'ne Schwester,
Eig'ne Schwester an Lubuša's Hofe,
Fleht im Wyšegrad zur Fürstenmaid sie,
Zur Entscheidung ein Gericht zu halten,
Vorzuladen ihre Brüder beide
Und zu richten sie nach dem Gesetze.
Boten heisst die Fürstin nun entsenden
Nach Swatoslaw von Lubic, der weissen,
Wo sich heben junge Eichenforste,
Nach Lutobor von Dobroslaw's Kulme
Wo den Adlerfluss dic Elhe schlürfet,
Nach Ratibor von dcm Riesenbergkamm,
Wo den grimmen Drachen Trut erschlagen,
Nach Radowan von der Steinenbrücke,
Nach Jarožir von den ström'aen Bergen,
Nach Strezibor von der reinen Sazau,
Nach Samorod von dem Silberfluss Miess,
Nach den Kmeten, Lechen uncl Wladyken.
Und zu Chrudoš, Stjaglaw auch, den Brüdern,
Den Entzweiten um des Vaters Erbgut.
Als sich einten Lechen und Wladyken
Auf dem Wyšegrad, . . .
Stellt nach der Geburt sicli auf ein jeder,
Tritt in schimmernd weissem Kleid die Eürstin
Tritt zum Vaterthron im hohen Reichsding,
. . . zwei hochsinn'ge Jungfrau'n
Unterrichtet in deu Richtersprüchen,
Hicr bei der sind die Gesetzestafeln,
Und bei der das Schwert, der Unbill Rächer,
Gegenüber rechtverkündend Feuer,
Unter ihnen heiligsühnend Wasser.
D'rauf von Vaters güld'nem Thron die Fürstin
Meine Kmeten, Lechen und Wladyken!
Recht bestellen sollet ihr zween Brüder,
Die zusammen hadern um ihr Erbgut,
Um des Vaters Erbgut mit cinander.
Nach den Satzungen der ew'gen Götter
Walten beide dieses Guts gemeinsam,
Oder theilen sich zu gleichen Theilen.
Meine Kmeten, Lechen und Wladyken!
Ihr bestellet. jetzo meinen Ausspruch,
Wenn er sonsten ist nach eu'rem Sinne;
Ist er aber nicht nach eurem Sinne,
Stellt ihr ihnen fest ein and'res Urtheil
Das versöhne die entzweiten Brüder.
Neigten sich die Lechen und Wladyken,
Fingen an sich leise zu besprechen,
Leise sich zusammen zu besprechen,
Und der Fürstin Ausspruch zu beloben.
Auf stand Lutobor vom Kulm Dobroslaw's
Und hegann zu sprechen solche Worte:
Hohe Fürstin auf des Vaters Goldthron!
Deinen Ausspruch haben wir erwogcn:
Sammle denn in deinem Volk die Stimmen.
Stimmen sammeln d'rauf die Richterjungfrau'n,
Sammeln sie in heiliges Gef'ässe,
Geben sie den Lechen auszurufen.
Auf stand Radowan von Kameny-Most.
Und begann der Stimmen Zahl zu prüf'cn,
Und die Mehrheit allem Volk zu künden,
Allem Volk, zum Rechtsding herberufen:
Beide eig'ne Brüder, Klenowice,
Alten Stamms von Tetwa, dem Pupelsohn,
Dcr mit Èech's Geschwadern ist gekommen
Durch drei Strôm' in diese Segenalande,
Beide eint ihr so euch um das Erbgut.
Beide sollt gemeinsam sein ihr walten. ažsem
Auf stand Chrudoš von der krummen Otau,
Gall ergoss sich ihm durch all sein Inn'res,
Und vor Wuth erbebten alle Glieder,
Schwingt den Arm, und brüllet gleich dem Ure;
Weh der Brut, wenn Ottern zu ihr dringen,
Weh den Männern, wenn ein Weib gebietet!
Männern ziemt's zu herrschen über Männer:
Erstgebornen ziemt nach Recht das Erbgut.
Auf von Vaters Goldthron stand Lubuša,
Sprach: ihr Kmeten, Lechen und Wladyken!
Meine Schmähung habt ihr hier gehöret:
Richtet selhst das Recht nach dem Gesetze,
Nimmer werd' ich eure Zwiste schlichten,
Wählt den Mann euch unter eu'res gleichen,
Der euch herrsnhe mit dem Eisen . . .
Mädchenhand ist schwach, oh ench zu herrschen.
Auf stand Ratibor won Riesenbergkamm,
Und begann zu sprechen diese Worte:
Recht bei Deutschen suchen wär' unrühmlich:
Recht besteht bei uns nach hcil'ger Satzung.
Die mit hergebracht einst uns're Väter
In dies . . .

MlNNELIED UNTER DEM WYŠEGRAD

Ha du uns're Sonne,
Fester Wyšegrad!
Kühn und stolz dort stehst du
Dort auf steiler Höh'
Ragest vom Felsen
Fremdlingen furchtbar.
Unter dir rollet
Eilend der Strom hin,
Rollet der Strom die
Mächtige Moldau.
Rings an der hellen
Wletawa Strande
Bieten viele Sträuche
Liebliche Kühde.
Und die Nachtigall dort
Singet von Freude,
Singet von Tnauer,
Wie sie im herzchen
Freude und banges
Schnen empfindet.
Wär' die Nachtigall in
Grünender Au ich.
Flög' ich schnell dahin, wo
Wandelt im Abend-
Dunkel die Holde.
Alles wecket Liebe,
Und w'as nur lebet,
Fühlet ihr Streben,
Fühlet ihr Sehnen.
Ich auch Armer schmachte,
Holde, nach dir; sei
Milde dem Armen!

MINNELIED KÖNIGS WENZEL

Wohl aus manchem tücht'gen Strauss
Kündete mir Liebe
Wonnig süsse Würde,
Ja von Herzen seufz' ich tief,
Wenn daran ich denke,
Ach nach welcher Liebeshuld
All' mein Sinn sich schnet
Dass ich also schöner Maid
Mich darf allwärts rühmen.
Dennoch, -- ob sie gleich nicht schuld, --
Grimmes Weh mir schuf sie
Tragen muss ich's fort in mir,
Frage nicht wen's nage.
Heisse Lieb' erfüllt mein Herz;
O der süssen Wonne!
Meines Sehmens höchstes Ziel,
Himmel meinem Auge,
Alle meine Seligkeit
Kam mir durch das Auge
In das liebewarme Herz
Liebe wuchs zur höhern Macht,
Wuchs in klarem Mitgefühl,