Libušin soud. - Útìk Polanù. - Pobití Sasíkù.
Dìginy Èeské w kamenopisnì wywedených obrazech...
1824

Strana 32 až 40:
Libussa hält Gericht.

Anders erzählt Hajek die Begebenheit, die hier der Künstler dargestellt. Aber der Künstler hielt sich an die poetisch behandelte Sage, und so möge dann das Gedicht, was gewis den Keim der Geschichte enthält, hier stehen, statt des Berichtes underes Chronisten.

        Was doch triebst du Wletawa dein Wasser,
     Was triebst du dein silberschäumig' Wasser?
     Hat dich wilder Sturmwind aufgereget,
     Rings vom Himmel Wettergüsse schüttend,
     Ab die häupter grüner Berge spülend,
     Fort den Lehm und fort den Goldfand spülend?

        Wie doch sollt' ich nicht die Wasser trüben?
     Liegen doch im Zwiste eig'ne Brüder,
     Eig'ne Brüder um des Vaters Erbe.
     Grimmem Hader führen mit einander
     An der Otawa der wilde Chrudosch,
     An der Otau, die sich goldreich schlängelt,
     An der Radbuza der tapfre Staglaw;
     Beide Brüder, beide Klenowicen
     Alt' Geschlecht ein Zweig aus Popel's Stamme,
     der da kam mit Èech und seinen Schaaren
     Durch drei Ström' in dieses Land voll Segen.

        Flog herbei nun eine kirre Schwalbe,
     Flog herüber von der Otau Krümmung,
     Liefs sich nieder auf dem weiten Fenster
     An Libussa's güldnem Vatersitze,
     Auf dem Wyssegrad des Vaters Hochburg;
     Und sie klaget, und sie jammert traurig.

        Als es hört die zweite eig'ne Schwester,
     Ihre Schwester in Libussa's Hofburg,
     Fleht sie auf dem Wyssegrad die Fürstin,
     In dem off'nen Saal' Gericht zu halten,
     Vorzuladen ihre Brüder beide,
     Recht zu sprechen ihnen nach Gesetzen.

        Boten heifst die Fürstin nun entsenden
     Nach Zutoslaw von der Weifslubica,
     Wo sich stämm'ge Eichenforste dehnen,
     Nach Lutobor von Dobroslaw's Kulme,
     Wo der Adler Wellen trinkt die Elbe,
     Nach Ratibor von den Reisenbergen,
     Wo den grimmen Drachen Trut erschlagen,
     Nach Radowan von der Felsenbrücke,
     Nach Jarožir von den ström'gen Bergen,
     Nach Strezibor von Sazawa's Au'n, nach
     Samorod zur Mies, der silberström'gen
     Nach den Räthen, Lechen und Wladyken,
     Nach den Brüdern auch, Chrudosch und Staglaw,
     So im Zwist find um des Vaters Erbe.

        Als zusamm' die Lechen und Wladyken
     Kamen auf dem Wyssegrad ....
     Stellt sich Jeglicher nach seiner Abkunft.
     Tritt im weifsen Schleppgewand die Fürstin
     An des Vaters Thron in hohen Rathe.

        Ihr zur Seite steh'n zwei fluge Jungfrau'n,
     Vielgewandt in reichem eblem Wissen.
     Jene hält die Tafeln Recht zu sprechen,
     Die das Schwert die Unbill zu bestrafen.
     Feu'r vor ihnen, so das Recht erprobet,
     Wasser auch, so reiniget und sühnet.

        D'rauf von Vaters goldnem Thron die Fürstin:
     "Meine Räthe, Lechen und Wladyken,
     Recht nun sollt ihr zweien Brüdern sprechen,
     Die da hadern um des Vaters Erbe,
     Um des Vaters Erbe mit einander.
     Nach der ew'ger Götter weiser Satzung
     Soll's gemeinsam Beiden senn zu eigen,
     Aber sie zu gleichen Theil' sich theilen.
     Meine Räthe, Lechen und Wladyken,
     Mögt entscheiden ihr nach meinem Spruche
     Ist er euch genehm nach eu'rem Sinne;
     Ist er nicht genehm nach eu'rem Sinne,
     Mögt ihr ihnen neues Urtheil sprechen.
     Das vereine die entzweiten Brüder."

        Bützen sich die Lechen und Wladyken;
     Leise d'rauf beginnen sie zu sprechen,
     Leise sich zusammen zu besprechen.
     Gutgeheissen ward der Fürstin Ausspruch.

        Auf stand Lutobor von Kulm Dobroslaw's,
     Und began zu sprechen diese Worte:
     "Hohe Frau am gol'dnen Thron des Vaters!
     Wir erwogen alle deinen Ausspruch;
     Sammle denn die Stimmen in dem Rathe."
     Jungfrau'n sammelten die Richterstimmen,
     Sammeln sie in heilige Gefäfse,
     Geben sie den Lechen auszurufen.

        Auf stand Radowan, der von der Brücke,
     Und begann der Stimmen Zahl zu prüfen,
     Den Beschlufs dem Volke zu verkünden,
     Allem Volk, das beim Gericht versammelt:
     "Söhne Klen's und eigne Brüder beide
     Alt' Geschlecht, du Zweig aus Popel's Stamme,
     Der da kam mit Èech und seinen Schaaren
     Durch drei Ström' in dieses Land voll Segen;
     So vergleicht ihr euch um euer Erbe:
     Beide sollt's gemeinsamm ihr besitzen."

        Auf stand Chrudosch von der krummen Otau,
     Gall' ergiesset sich durch seine Adern,
     Und vor Grimm erzittern alle Glieder,
     Schwingt den Arm und brüllet gleich dem Ure:
     Weh' der Brut, wenn Ottern mit ihr nisten,
     Weh' den Männern, die ein Weib beherrschet!
     Männer sollen über Männer herrschen,
     Und dem Erstgebornen ziemt das Erbe!"

        Auf vom goldnen Throne stand Libussa,
     Sprach: "Ihr Räthe, Lechen und Wladyken,
     Die Beschimpfung habt ihr hier gehöret;
     Richtet selber nun nach dem Gesetze.
     Nimmer werd' ich eure Zwiste schlichten,
     Wählet einen Mann euch, eu'res gleichen,
     Der euch herrsche mit dem Eisenstabe,
     Mädchenhand ist schwach, ob euch zu herrschen.

        Auf stand Ratibor vom Riesenberge
     Und begann zu sprechen solche Worte:
     "Ruhm nicht wär's bei Fremden Recht zu suchen;
     Haben Rechte selbst nach heil'ger Satzung,
     Die gebracht vor Zeiten uns're Väter
     In dies (Land voll Segen)" ....


Geschichte Böhmens in lithographisch ausgeführten Blättern...
Dìginy Èeské w kamenopisnì wywedených obrazech
pøedstaweny od sgednocených Umìlcù Akademie Pražské. S Obgasnìnjm od Wáclawa Hanky, Bibliothekáøe Národnjho Museum w Králowstwj Èeském, uèených Spoleènostj na Wysokých Školách Wilenských a Krakowských, též králowské Waršawské Spoleènosti Pøátel Nauk Èlena. Wydáwány od Antonjna Machka, w Pokraèowánj od Bohmannských Dìdicùw a Antonjna Machka. W Praze 1824, tištìny w Sommerowské knihtiskárnì w býwalém klášteøe Sw. Anny Èjslo 948. Formát 23 x 20 cm. Poèet stran 273.

Národní knihovna v Praze   [54 B 147]


©  Jaroslav Gagan
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