Die  Königinhofer  Handschrift.
Uebersetzt und mit Anmerkungen versehen von
Karl Haller.
1873

Strana 36 a 37:

            8.  Das Sträusschen.

      Weht ein Lüftchen aus fürstlichen Wäldern,
   Da läufet ein Mädchen zum Flusse,
   Schöpfet Wasser in beschlag'ne Eimer;
   Auf dem Wasser schwimmt zur Maid ein Sträusschen,
   Wohlriechend Sträusschen von Veilchen und Rosen,
   Und das Mädchen will das Sträuschen haschen;
   Sie fällt, ach! sie fällt in's kalte Wasser.

      Wenn ich nur wüsste, du schönes Sträusschen,
   Wer dich gepflanzt in die lock're Erde;
   Dem wohl gäb' ich ein goldenes Ringlein.

      Wenn ich nur wüsste, du schönes Sträusschen,
   Wer dich unwunden mit biegsamem Baste;
   Dem wohl gäb' ich ein Nadel vom Haare.

      Wenn ich nur wüsste, du schönes Sträusschen,
   Wer dich geworfen in's kalte Wasser;
   Dem wohl gäb' ich mein Kränzlein vom Haupte.


Die Königinhofer Handschrift.
Uebersetzt und mit Anmerkungen versehen von K. Haller, Oberlehrer am städtischen Realgymnasium zu Riga. Zweite vervollständigte Auflage. Riga 1873. Druck von W. F. Häcker. Formát 21 x 13,5 cm. Stran 69.

Národní knihovna v Praze  [sign. 9 D 867]


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